Tag 7

Samstag, 19. März 2022

Der Tag begann nicht ganz so toll.

Bäda hatte uns schon von daheim aus Tickets für ein Indycar-Rennen online gekauft. Das Rennen sollte am morgigen Tag auf dem Texas Motor Speedway in Fort Worth stattfinden. Nach der Zahlung erhielten wir aber keine Mail mit den Tickets. Er hatte nun paar Tage zuvor die Firma angeschrieben und nachgefragt, was los sei. Nun war eine Antwort gekommen: die Mail mit den Tickets wäre uns schon längst zugesandt worden.

Dem war aber nicht so! Bäda startete noch einen letzten Versuch und schrieb sie noch einmal an.  Mal schauen, ob sich da dann noch was tat.

Wir waren auf alle Fälle genervt davon!

Danach sollte es für uns dann zu den Fort Worth Stockyards gehen.

Sie sind ein historisches Viertel in Fort Worth und sollen viel Cowboy-Feeling bieten.

Das las sich richtig gut, dass wir unbedingt hin mussten.

Wir trafen relativ früh am Morgen ein, so dass der große Parkplatz fast noch leer war.

Nach dem Bau der Eisenbahnstrecke 1876 wurden die Stockyards ein sehr wichtiges Viehzentrum.

Die Viehhöfe waren ein organisierter Ort, an dem Rinder, Schafe und Schweine gekauft, verkauft und geschlachtet werden konnten.

Bis 1907 wurden ca 1 Million Rinder jährlich in diesen Viehhöfen verkauft!

Bis in die 1950er Jahre blieb Fort Worth ein wichtiger Teil der US-Rinderindustrie.

1976 wurden die Stockyards in das National Register als historischer Bezirk aufgenommen.

Heute wird in den Fort Worth Stockyards die lange Tradition der Rinderindustrie gefeiert

und sie bestehen nun mehr hauptsächlich aus Unterhaltungs- und Einkaufsmöglichkeiten.

Im ersten Gebäude, in das wir stolperten, war ein kleines Museum untergebracht.

Eintritt $2 pro Person, rein mit uns.

Der Herr an der Kasse im Museum teilte uns sehr nett mit, in welcher Reihenfolge wir am besten die Räume ablaufen sollten.

Er begann dann noch ein kleines Gespräch mit uns, welches schließlich in der obligatorischen Frage landete, woher wir denn kämen.

"Oh, aus Deutschland! Meine Mutter war auch Deutsche!" Wie oft hatten wir diesen Satz schon gehört???  :-D

Das Museum bot uns einen guten Überblick über die Geschichte von Fort Worth.

Liebevoll über die Jahre zusammengetragene Artefakte, Erinnerungsstücke an Cowboys, Indianer und die Viehtriebe konnten wir bestaunen.

Allerdings teils ein bißchen chaotisch präsentiert. Aber egal, uns gefiel es!

Hier erfuhren wir das erste Mal etwas über den Chisholm Trail, womit sich für uns nun die Viehhöfe in Fort Worth erklärten.

Der Chisholm Trail erstreckte sich im Ganzen über 800 Meilen, fast 1300 km, und führte von Südtexas über Fort Worth weiter durch Oklahoma bis hinauf nach Kansas. Über diese Route wurden Viehherden mit bis zu 10.000 Rindern von Texas nach Kansas getrieben.

Diese Viehtriebe entstanden, weil sich während des amerikanischen Bürgerkriegs, bei dem die Texaner auf Seiten der Konföderation kämpften,

die sich vielfach selbst überlassenen Rinder auf den Farmen unkontrolliert vermehrt hatten.

Durch diesen "Überschuss" an Rindern war 1866 der Preis pro Rind in Texas auf $4 pro Stück gesunken,

während man im Norden und Osten der USA für ein Tier $40 bekam. Als dann 1867 die Eisenbahn bis nach Abilene, Kansas kam,

nutze ein cleverer Viehhändler diese neue Situation und baute dort Stockyards.

Dann sandte er Vertraute aus, die Viehzüchter in Texas davon überzeugen sollten, ihre Herden zu seinen Viehhöfen zu treiben.

Nach Ankunft in Abilene wurden die Rinder dann verkauft, verladen und zu den großen Schlachthöfen

im Osten und Norden der USA per Eisenbahn transportiert.

Dieses schwarz-weiß Bild hing am Ausgang des Museumgebäudes.

Wir fanden es einfach klasse!

Es war wieder herrlichstes Wetter, ganz nach unserem Geschmack.

Wir stürzten uns dann mitten ins Getümmel.

Zwei mal am Tag gibt es in dieser historischen Flaniermeile einen Viehtrieb mit Longhorns.

Wir wollten uns gleich den ersten am Vormittag anschauen.

Die Bürgersteige waren gut gefüllt, wir fühlten uns wie beim Warten auf eine Parade im Disneypark  :-D

Dieser Herr verkürzte die Wartezeit bis zum Cattle Drive mit paar geschichtlichen Einzelheiten und paar Witzen.

Und dann ging´s los.

Die Cowboys trieben die Rinder durch die Straße.

Die Longhorns trabten gemütlich hinter den Rössern her.

Länger als 5 Minuten dauerte das Ganze nicht und vorbei war es!

Bäda und ich schauten uns etwas entgeistert an. Das war alles??? Und dafür so ein Aufriss???

Die Menschenmasse löste sich recht schnell wieder auf und verteilte sich in alle Himmelsrichtungen.

Weiter ging´s auf Entdeckungstour.

Wir durchstöberten den Souvenirshop. Bäda fand ein T-Shirt, welches ihm sehr gut gefiel.

Kaufen wollte er es noch nicht, da er sonst den ganzen Tag über die Tüte mit dem Shirt hätte tragen müssen.

Was später geschah, werdet ihr euch nun wahrscheinlich schon denken können  ;-P

Weihnachtsartikel gab´s auch im Shop:

Es gibt in den Stockyards noch einen alten historischen Zug mit Dampflokomotive,

mit der man eine 45 minütige Rundfahrt machen kann.

Also liefen wir zur Train Station. Leider fuhr der Zug ausgerechnet an diesem Samstag nicht. Pech gehabt.

Die früheren Gebäude des Bahnhofs beherbergen nun einige Shops.

Also klapperten wir diese nun ab.

Eine kleine Planwagenfahrt durch die Hauptstraße war ebenso möglich

wie ein Foto auf einem Longhorn sitzend zu machen.

Das war uns alles aber doch eine Spur zu touristisch  ;-)

Das Cowtown Coliseum ist eine Arena mit ca 3400 Sitzplätzen und dort finden fast täglich Rodeos statt.

Wir waren uns nicht sicher, ob wir uns wirklich schon wieder ein Rodeo anschauen wollten. Dennoch gingen wir zum Ticketschalter.

Zwei geöffnete Schalter, ewig lange Menschenschlangen, wir stellten uns trotzdem an. Durch die Masse lief ein Mitarbeiter und informierte darüber, dass man Tickets auch über eine App kaufen könnte und es so schneller ging. Also luden wir uns die App runter. Die war aber so unübersichtlich,

dass wir es nicht schafften, darüber Tickets zu ordern. Wir warteten also weiter, dass wir am Schalter an die Reihe kamen.

Die Dame am Schalter war dann sehr mufflig und verwies zum reinen Ticketkauf lediglich auf die App.

Auf eine Diskussion hatten wir absolut keine Lust, wir sahen es einfach als Schicksalswink an, dieses Rodeo nicht besuchen zu sollen.

Nachdem wir uns vorher eh schon nicht richtig sicher waren, konnten wir es sehr schnell verkraften, keine Tickets bekommen zu haben.

Kleine Musikeinlage:

Wir spazierten zu den hinteren Stallungen, wo die Longhorns des Cattle Drives verweilten.

Dort hing eine große Tafel, wo alle Tiere mit ihren Namen aufgeführt waren.

Dazu die Fellmuster der Rinder, dass man jedes finden und die Namen zuordnen konnte.

Echt klasse gemacht!

An dem Samstag wurde in den Stockyards zudem der irische St. Patricks Day gefeiert.

Das Motto lautete daher: "Cowtown goes Green!"

Na wenn das so sein sollte, wollten wir keine Spielverderber sein und hatten uns auch in grüne T-Shirts geschmissen  :-)

Und als Gimmick des Tages war das Bier grün eingefärbt!

Als ich das sah, wollte ich es unbedingt probieren! Bäda war anfangs seeeehr skeptisch, machte aber den Spaß mit.

Wir holten uns zwei Becher des St. Patricks Biers und was sollen wir sagen?

Man kann es wohl an unseren glücklichen Gesichtern ablesen, dieser Stoff war lecker!!!

Durch die Straßen liefen viele Komparsen in historischen Gewändern,

die aber heute ihre Outfits allesamt mit grünen Accessoires aufgepeppt hatten.


Später liefen wir durch eine Nebenstraße etwas ins "Hinterland",

um dem Menschentrubel mal einen kurzen Moment zu entfliehen.

Und dort entpuppte sich die Umgebung als sehr idyllisch.

Langsam verspürten wir Hunger, aber nicht als einzige. Direkt in den Stockyards waren alle Restaurants brechend voll.

Uns war es alles zu hektisch, zu laut und zu voll, um dort zu essen.

So liefen wir durch die Straßen etwas nach außerhalb von den Viehhöfen.

Wir landeten im Cattlemen´s Restaurant,

wo wir sofort einen freien Tisch bekamen.

War ein etwas teueres Restaurant, aber nach dem ganzen Trubel draußen schön ruhig.

Und uns gefiel die Aufmachung des Lokals ausgesprochen gut!

Vorab ließen wir uns einen guten knackigen Salat munden, zu dem uns ein warmes Vollkornbrot gereicht wurde.

Mir hätte etwas mehr vom Salat und Brot schon gereicht. Es war sooo lecker!

Aber wir leisteten uns als Hauptspeise ein verdammt gutes Rib-Eye-Steak für Bäda und ein Filet-Steak für mich.

Serviert mit mashed Potatoes.

Boah, war das Fleisch lecker!!! (Auch wenn es auf dem Foto gar nicht so aussieht!)

Voll gegessen eroberten wir erneut das Zentrum der Stockyards.

Wir suchten uns eine freie Stelle am Straßenrand und warteten auf die Parade. (Haben ja genug Erfahrung darin ;-P )

Zur Feier des Tages gab es nämlich 16.00 Uhr die "Spectacular Irish-Western Parade".

Angeführt wurde die Parade von den Chefs der Stockyards.

Ehre, wem Ehre gebührt!

Die Parade war dann wirklich nett anzuschauen.

Irische Musik im Hintergrund ließ mich nicht wirklich still stehen  :-D

Nach der Parade, bei dir wir komplett in der prallen Sonne standen, dürstete es uns sehr.

Also zurück zu dem Stand, wo wir vorher schon das schmackhafte Gesöff bekommen hatten.

Die grüne Variante war aber mittlerweile aus.  :-(

Egal, vom normalen Bier gab es noch genug. Es war übrigens Yuengling Lager.

Ein Bier, welches total meinen Geschmack traf! Eine neue Liebe ward geboren  :-D

Gleich neben dem Bierstand war eine Bühne aufgebaut, auf der eine Band live spielte. Wir zwei spürten wieder,

wie sehr uns dieses Feeling doch die letzten beiden Jahre gefehlt hatte!

Live-Musik erleben, die Sonne scheint, dazu ein kühles Bier in der Hand- das Leben ist einfach schön!!!

Uns gefiel es total gut, was die Band vorn auf der Bühne zum besten gab, da ging noch eine zweite Runde.

Wären wir nicht mit dem Auto unterwegs gewesen...  ;-P

Bevor wir uns auf den Heimweg machten, schauten wir noch in den Shop wegen dem T-Shirt, welches Bäda sich gern gekauft hätte.

Tataaaa... es war nun ausverkauft!!! Man sollte einfach nichts aufschieben.

Als Entschädigung holten wir uns nebenan wenigstens jeder ein Eis. War lecker, bloß waren unsere Eiswaffeln bereits gebrochen.

War sicherlich lustig anzuschauen, wie unbeholfen wir uns verdrehten, um uns nicht einzusauen.

Danach war Feierabend für uns und wir fuhren zurück zum Hotel.

 

Hier geht´s weiter mit Tag 8: