Tag 10

Montag, 11. Februar 2019

by Bäda

Kurz nachdem wir einigermaßen zeitig aufgestanden waren,

öffneten wir die Zimmertür und es traf uns fast der Schlag.

Über Nacht hatte es geschneit, und zwar richtig.

Das Auto war komplett eingeschneit und mangels Besen musste ein Handtuch

des Hotels zum Auto frei machen herhalten.

Wir packten zusammen und fuhren los.

Es hatte sich nun nicht zum ersten Mal bewährt, ein Allrad-Auto gemietet zu haben.  :-))

Die Straßen waren bereits gut geräumt.

Als erstes hielten wir kurz am Bahnhof.

Annett wollte eine Lok und das Bahnhofsgebäude fotografieren.

Dann fuhren wir weiter zur Hermit Road, wo wir noch die zwei View-Points,

die wir gestern nicht mehr geschafft hatten, nachholen wollten.

Aber was war das???

Wir standen vor geschlossener Schranke, die Straße war wegen dem Schnee gesperrt!

Ein schöner Sch...!

Wie gut, dass wir gestern noch fast alles abgeklappert hatten,

sonst wäre unser Ausflug an den Grand Canyon mal grad für die Tonne gewesen.

Wir sind dann doch noch wenigstens eine kleine Runde gelaufen.

Die oberen Wanderwege des Bright Angel Trails waren geräumt,

aber es war trotzdem teils sehr glatt und rutschig.

Wir machten uns auf den Weg zurück zum Auto.

Wir verließen den Grand Canyon National Park also viel früher als eigentlich angedacht.

Na mal schauen, ob uns dafür noch etwas anderes zum Anschauen über den Weg läuft.

 

Annett:

Kleines Fazit meinerseits zum Grand Canyon.

Irgendwie war unser zweiter Besuch hier für uns ein kleiner Reinfall. Wir hätten auf diesen Besuch eigentlich verzichten können.

Für uns war es langweilig, quasi "nur" an den Aussichtspunkten zu stehen und in den Abgrund zu schauen.

Die Aussichten waren schon wieder grandios, keine Frage, aber da wir sie schon einmal bestaunen durften und bei dem Winterwetter ja auch einige Stellen gesperrt waren, war es für uns einfach langweilig. Diese Ansicht mögen vielleicht einige als wahren Frevel bezeichnen, aber wir erlebten es nun mal so und brauchen hier in Zukunft nicht mehr Halt machen. Da war uns einfach der Zion National Park zum Beispiel lohnenswerter, wo wir uns freier bewegen konnten.

Die Straßen waren komplett verschneit und es hatte minus 8 Grad Celsius, aber mit Allrad war's echt lustig  ;-P

Unser Ziel für den heutigen Abend war Prescott.

Nach einiger Zeit hielten wir an einer kleinen Kapelle, die ein echter Hingucker war!

Dieses kleine Kircherl wurde mit der Idee gebaut, dass sie jederzeit und für jedermann offen zugänglich sein sollte.

Es finden dort keine regelmäßigen Gottesdienste statt.

Wie angedacht, stand das kleine Kirchenhaus auch für uns offen.

Wir konnten so einen Blick ins Innere werfen.

Sehr gemütlich und heimelig.

In der ganzen Kirche sind kleine Botschaften hinterlassen worden.

Eine kleine Wand war voll mit Post-its.

Gestört wurde unsere Idylle kurzzeitig durch eine durchgeknallte Amerikanerin,

die sich just diesen Platz ausgesucht hatte um hysterisch mit ihrem Kind zu streiten.

Glücklicherweise war dieser Spuk schnell wieder vorbei.

Wir nutzten diesen Platz gleich für ein spätes Frühstück in unserem "Kofferraum-Restaurant".

Ist praktisch, hat während der gesamten Fahrt geöffnet  ;-)

Auch Leo gewährten wir mal wieder Ausgang

und ließen ihn sich im Schnee austoben.   :-)

Brrrr, war ganz schön kalt, aber soooo schön!

Auf unserem weiteren Weg gab's als nächstes einen Stop in Flagstaff, im Pioneer-Museum.

Seeehr cool, vor allem, weil wir die einzigsten zwei Besucher dort waren.

Die Dame an der Kasse begrüßte uns total herzlich und freute sich wohl, dass sie endlich etwas zu tun bekam.  ;-P

Sie empfahl uns, unseren Rundgang im Haus zu beginnen.

Dieses Haus war ehemals ein Hospital.

Sie haben allerhand Utensilien von früher zusammengetragen und ausgestellt.

Eines der bedeutenderen Exponate des Museums:

Eine Eiserne Lunge. Sie zeugte noch vom ehemaligen Krankenhaus.

Für uns eines der interessantesten und skurrilsten Ausstellungsstücke war dieses Teil:

Was auf den ersten Blick fast ausschaute wie ein elektrischer Stuhl war ein Gerät,

um sich beim Friseur eine permanente Lockenpracht auf den Kopf zaubern zu lassen.

Da dieses Gerät mit Strom und Feuchtigkeit funktionierte, war die Benutzung nicht ganz gefahrlos

und es gab auch die eine oder andere Tote zu beklagen.

Also doch fast ein elektrischer Stuhl...   grins...

Auch draußen gab's einiges zu sehen.

Es begann mit einem alten Kühlhaus:

Als nächstes kamen wir zu einer großen Scheune mit allerlei Inventar.

So wie hier alles mit alten Pferdegespannen, Planwägen, Feuerwehrauto ect. vollgestopft war,

vermuteten wir mal, dass diese guten Stücke in wärmeren Jahreszeiten wohl auf dem Außengelände präsentiert werden.

Höhepunkt waren dann eine alte Eisenbahn, Dampflok und Mannschaftswagen,

die noch zu bewundern waren.

Wir fanden das komplette Museum total gut und sehr interessant.

Die 6 Dollar Eintritt pro Person war es für uns mehr als wert.

Und weiter ging es!

War es in Flagstaff noch verschneit und kalt, so änderte sich dies praktisch mit dem Verlassen des angeblichen Wintersportorts

(ich konnte keinen skitauglichen Berg in der Umgebung erkennen...).

Wir fuhren durch ein paar Passstraßen und das Thermometer kletterte und kletterte.

Es wurde immer wärmer, wir waren auf dem besten Weg zu T-Shirt Wetter.   :-))

 

Mitten in der Wildnis machten wir dann eine Vollbremsung,

weil uns aus dem Nichts der Sliderock State Park anlachte.

Der kostete zwar 10 Dollar Eintritt, war uns aber wurscht.

Und wir wurden extrem belohnt!

 

1910 erwarb Frank L. Pendley dieses Land und baute über die Jahre hinweg eine Apfelbaumplantage an.

Diese Apfelfarm wird auch heute noch bewirtschaftet.

1933 baute er zudem auf seinem Gelände ein paar einfache Touristenhütten, die teils auch heute noch genutzt werden.

Das komplette Gelände war bis 1985 im Privatbesitz der Familie Pendley.

Erst danach wurde es an den Staat Arizona verkauft und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht

und im Oktober 1987 als Slide Rock State Park eröffnet.

Das ehemalige Wohnhaus der Familie Pendley aus dem Jahre 1927.

Wir liefen hinunter und waren bei dem Anblick einmal mehr sprachlos.

Ein unglaublich malerischer, großer Gebirgsbach zog sich durch den Canyon.

Im Sommer kann man da sogar baden.

Ich bin fast durchgedreht, weil kein Badewetter war, so geil war das da!

Ein Traum, auch die Umgebung des Parks.

Bei unserer Wanderung entlang des Wassers über die Steine hat sich dann leider Annett langgelegt,

fast in Zeitlupe und im Fallen aber noch die Kamera beschützt... 

Sie konnte im ersten Moment vor Schmerzen nicht mal aufstehen.

Dann zwar überall Schrammen und blaue Flecken, aber der guten Kamera ist nichts passiert.  ;-)

Noch etwas wacklig auf den Füßen liefen wir langsam wieder zurück.

Auch hier hielten sich auf der Schattenseite noch hartnäckig Schnee und Eis.

Als wir am Auto ankamen, ging es Annett schon wieder besser.

Obwohl das linke Schienbein heftig geschwollen war.

Aber sie grinste wieder :-))

Wir verließen den Park.

Kurze Zeit später machte uns ein voller Parkplatz direkt neben der Straße neugierig.

Wir hielten auch und bekamen - mal wieder- eine Brücke zu sehen.

Und zwar die Midgley-Bridge.

Unter der Brücke hindurch war ein kleiner Wanderweg gekennzeichnet.

Allerdings verlief der Weg hoch und runter über Gestein.

War in dem Moment mit Annetts Bein nicht zu machen, also fuhren wir weiter.

Annett:

Beim Zusammensetzen unserer Fotos und Tagesberichte musste ich feststellen,

dass Bäda einen wunderbaren Programmpunkt dieses Tages komplett ausgelassen hat.

 

Wir fuhren also nach dem unerwarteten Brückenstop weiter Richtung Prescott.

Dabei kamen wir durch Sedona. Darüber hatte ich eigentlich nur Gutes gelesen, und fast jeder, der mal dort war berichtete begeistert davon.

Weil die Hotelpreise hier aber so hoch waren, hatten wir nur vor, wenigstens eine kleine Runde in diesem Städtchen zu drehen.

Aber als wir in Sedona ankamen, war der Ort schon mal wahnsinnig voll, wir kamen auf der Straße nur sehr langsam vorwärts. Stop and go.

Gefiel uns nach den letzten einsameren Gegenden gar nicht. Die Hauptstraße, auf der so viel Leben herrschte, konnte uns auch nicht begeistern.

Für uns wirkte der ganze Ort total künstlich, wir fühlten uns fast wie in einem Freizeitpark. Ja, Freizeitparks lieben wir zwar, aber dieses Feeling mochten wir  nicht in so einem Städtchen vor so grandioser Naturkulisse haben. Sedona gefiel uns also mal so überhaupt nicht!

Und so stellten wir mal wieder fest, dass wir uns nicht auf die Meinung vieler verlassen können, wir müssen es selbst erleben.

Im Gegensatz zu Sedona hatten wir zum Beispiel über Flagstaff in verschieden Reisegruppen in den sozialen Netzwerken gelesen, dass diese Stadt keinen Stop wert sei. Hm, das emfanden wir nun nicht so. Flagstaff gefiel uns mit seinen kleinen alten Häuschen ausgesprochen gut und wir haben uns fast geärgert,

dass wir abgesehen von dem Museumsbesuch nur durchgefahren sind.

Nachdem ein Stop in Sedona also mangels Interesse ausfiel, schauten wir auf unserer googlemaps-Karte, was ich da noch so für uns in der Nähe markiert hatte.

Ganz in der Nähe lag der Fort Verde State Historic Park, der sehr vielversprechend klang.

Also nix wie hin.

Kurz vor 16.00 Uhr trudelten wir dort ein. Eintritt zahlten wir $7 pro Person. 

Das Personal, ein Mann und eine Dame, bereiteten sich schon auf ihren Feierabend vor. Das Außengelände schloß bereits 16.30 Uhr.

Die beiden waren trotzdem total nett zu uns, wiesen uns zwar auf die Öffnungszeiten hin, meinten aber noch, wir sollten uns alles anschauen,

sie würden uns nicht rauschmeißen, falls wir mehr Zeit benötigten  :-)

Wir starteten unseren Rundgang.

Zur Geschichte des Forts:

1863 wurde das New Mexico Territorium geteilt und Prescott wurde zur Hauptstadt des neuen Arizona Territoriums.

Die neu ankommenden Siedler kamen mit den ansässigen Apachen und Yavapai-Indianern in Konflikte

und ersuchten daher die Armee im Mai 1865 um Schutz. Die ersten militärischen Einheiten, die in dieses Gebiet geschickt worden, errichten ein Zeltcamp.

Ab 1871 wurden dann feste Wohneinheiten gebaut. Das Fort bestand schlussendlich aus 22 Wohnhäusern und einem Paradeplatz.

1891 wurde es aus Mangel an Notwendigkeit aufgegeben und verlassen.

Bäda war erstaunt über das nur eingezäunte Gelände, er hatte andere Assoziationen von einem Fort.

Ihm fehlten große Bretterwände, aufgeschüttete Wälle o.ä.


Es stehen noch einige Originalgebäude,

die liebevoll inklusive der Einrichtungen restauriert worden.

Beeindruckend am Museum waren vor allem die dort dargestellten Lebensgeschichten von Soldaten,

Familienangehörigen und indianischen Scouts.

Dieser Park bot uns wirklich einen exzellenten Einblick in das Leben

und den Alltag der dort stationierten Militärs mit ihren Familien.

Wir waren total begeistert von dem Park,

wollten den netten Rangern allerdings nicht unnötig ihren Arbeitstag verlängern

und düsten durch das letzte Haus ziemlich durch.

Gegenüber vom Außengelände lag noch das Haupthaus mit einem hervorragendem kleinen Museum.

Dieses hatte auch etwas länger geöffnet, so dass wir noch Zeit hatten, hier durchzustöbern.

Bäda vermisste ja am Fort irgendeine Form einer Mauer. Und siehe da, hier bekamen wir die Erklärung geliefert:

Dass Forts abgeschieden eingemauert in der Einöde liegen, ist ein ziemlicher Hollywoodmythos.

Von 169 militärischen Forts in den Staaten waren gerade mal 18 mit einer mauerähnlichen Vorrichtung versehen.

Fort Verde wurde trotzdem nie angegriffen,

die Indianer fanden es viel profitabler einsam gelegene Ranches oder Reisende zu überfallen.

Es war total interessant, was wir alles erfuhren.

Zum Beispiel auch, dass das Militär nie gelbe Halstücher trug, wie es in vielen Filmen gezeigt wird.

Damit wären sie weit sichtbar und ein einfaches Ziel für die Indianer gewesen.

Halstücher und Schals wurden unter dem Mantel/ Jacket in gedeckten Farben getragen.

Auch die Geschichte des Bierverkaufsbooms fanden wir spannend:

Alles in allem war das ein mehr als lohnenswerter und sehr informativer Besuch für uns.

Wir empfanden diesen historischen Park mit seinem Museum als richtiges kleines Juwel!

Sehr zu empfehlen!

Bäda:

Danach brachten wir dann die letzten Meilen Richtung Prescott hinter uns, worauf wir uns schon besonders freuten.

In Prescott hatten wir ein "Applebies" Restaurant ausgemacht und so führte uns der erste Weg eben genau dorthin und nicht zum Hotel.

Aber wie es immer so ist, wenn man sich besonders auf etwas freut, war's leider ein ziemlicher Reinfall.

Annett freute sich erst mal tierisch, dass es einen Margarita im Angebot gab und bestellte sich  gleich einen Kelch  :-)

Danach begann unser Drama.    

Der Ober hatte unsere Vorspeise vergessen, die legendäre French-Onion-Soup,

und gleich die Hauptspeise, unsere Steaks, angeschleppt.

Als wir die Suppe reklamierten, hatte er die Steaks wieder mitgenommen und warmgestellt.

Suuuper Idee!

So war mein medium-Steak als es ankam, well done und Annetts medium-rare steak grad noch so medium.

Auf den Mashed Potatoes war eine leichte Kruste, grrrrr!

Man konnte es zwar noch essen, aber alles in allem war es nicht das erwartete und erhoffte Festmahl.  :-(

Ein Typ am Nebentisch hatte noch mehr Pech, aber der hat den Ober mal richtig zusammengefaltet....

Wir fuhren enttäuscht ins Hotel, waren aber trotzdem noch happy,

weil es schön warm war, was einen traumhaften nächsten Tag versprach.

Dafür waren wir wieder mehr als zufrieden mit unserem Zimmer.

 

Quality Inn Prescott

DZ mit Frühstück 65.- Euro

 

Hier geht´s weiter zu Tag 11: