Tag 8

Samstag, 26. März 2016

by Bäda

Nach 2 Tagen hieß es Abschied nehmen vom Best Western Hotel, aber vorher gönnten sich Moritz und ich nochmal ein ordentliches walisisches Frühstück mit allem drum und dran: Ei, Wurst, Speck, Bohnen usw.  So kann der Tag beginnen!

Auf unserer heutigen Tagestour standen natürlich wieder – wie könnt’s auch anders sein - einige historische Häuser und Burgen, die besichtigt werden wollten. Bei unserer Unternehmungslust schafften wir viel mehr anzuschauen als ursprünglich geplant. So suchte Annett jeden Abend noch zusätzlich Objekte des National Trust oder des Cadw raus, die auf unserer Strecke lagen. Und das, obwohl unser Aufnahmevermögen langsam an seine Grenzen stieß bei all den Eindrücken. Man musste sich mittlerweile echt anstrengen und Eselsbrücken bauen,

um die Bilder im Kopf den richtigen Orten zuordnen zu können.

So trug das erste herrschaftliche Anwesen, das wir uns heute vornahmen,

den klangvollen Namen „Dinefwr“, wie auch immer man das ausspricht.

Neben dem Anwesen gibt es auf dem Gelände ein paar Gehminuten entfernt auch eine Burgruine, also jede Menge zu sehen.

Nur leider begann es, pünktlich als wir angekommen waren, in Strömen zu regnen und wir begaben uns erstmals schnurstracks

in das Herrschaftshaus, da hatten wir ein Dach über dem Kopf.

Als besonderes Zuckerl zum Osterwochenende nahmen wir an der Easter-Egg-Hunt teil, eine Art Schnitzeljagd nach im Haus versteckten Buchstaben, die ein Lösungswort ergaben. Als Belohnung für das richtige Wort wurde ein Schoko-Osterhase versprochen.

Also nix wie los. Der Vorteil an dem Spiel war, das wir wirklich keine Ecke des Hauses unbesichtigt ließen….

Fand Moritz anfangs total uncool und wollte es erst nicht mitmachen, aber als er sah, dass außer seinen zwei "bekloppten Alten" auch fast alle anderen Besucher auf Buchstabenjagd waren, begann auch er zu schauen und zu suchen ;-P

Das Plas Dinefwr ist ein Herrenhaus, dass in der Nähe von Llandeilo liegt. Das dreigeschossige Haus stammt In Teilen noch aus dem 16. Jahrhundert, doch der Großteil der Bausubstanz stammt von dem um 1660 ausgeführten Bau.

Es ging im Erdgeschoss los, in den ersten Stock und von dort aus runter in den Keller, zu den Räumlichkeiten der Hausangestellten.

Die Anordnung in diesen alten Häusern ist eigentlich jedesmal die gleiche,

aber jedes Gebäude hat seinen eigenen Charme und Einrichtungsstil und ist deshalb sehenswert.

In diesem Haus wurde das besondere Augenmerk auf das Dasein und Schaffen der Dienerschaft gelegt.

So bekamen die Angestellten hier Namen und begleiten einen auf dem Rundgang durch die Küche,

Wirtschafts- und Vorratsräume sowie ihre persönlichen Stuben.


Das ist doch immer ein gutes Motto!   ;-P

In einem der Hauswirtschaftsräume lagen Anleitungen, wie genau die Schuhe geputzt, das Tafelbesteck poliert, die Hüte gesäubert und die Gehröcke gebügelt werden mussten. Man durfte hier selbst Hand anlegen und sich beim Putzen austoben.

Wir hatten aber Urlaub ;-P

In anderen Räumen wird an die Nutzung des Hauses als Krankenhaus während des 2. Weltkrieges erinnert.

Somit war auch dieses Haus wieder sehr sehenswert. Wir gingen sogar zweimal durch, denn nach der ersten Tour fehlten uns noch zwei Buchstaben. Als wir endlich alle beieinander hatten, holten wir unsere Schokotrophäe ab und begaben uns in den Garten, bei strömendem Regen! Da hatte sogar meine Frau keine große Lust mehr, Fotos zu machen. Kaum zu glauben ;-) Und so ging es zügig zurück zum Auto.

 Die Burgruine fiel dann zu meinem Leidwesen auch dem Regen zum Opfer, weil wir eh‘ schon nasse Beine hatten.

So ging’s erstmal weiter zum nächsten Haus, ca. eine Autostunde entfernt, da konnten wenigstens die Hosen wieder trocknen.

Der nächste Halt war dann Llanerchaeron, ein stattliches Anwesen mit aber einem vergleichsweise „kleinen“ Wohnhaus.

LLanerchaeron ist eines der ganz wenigen Beispiele für einen selbständigen walisischen Landadelssitz des 18. Jahrhunderts.

Selbstständig bedeutet, dass die Lewis Familie, die den Besitz zehn Generationen lang bewirtschaftete, wirtschaftlich unabhängig war – die ausgedehnten Ländereien erlaubten Viehzucht und Ackerbau.

Die Wälder lieferten Wildbrett für die herrschaftliche Tafel und bekannt wurde Llanerchaeron für seine Käseproduktion.

Noch eine Besonderheit daran war, dass der letzte Besitzer noch bis in die achtziger Jahre in dem Haus lebte,

dementsprechend gut war dann auch der Zustand.

Das Haus war in viele kleine Zimmer eingeteilt, aber von der Gesamtaufteilung wieder identisch mit dem vorherigen,

nur eben kleiner. Aber nicht minder uninteressant.

Vor allem der Innenhof, in dem früher eine Molkerei und Metzgerei untergebracht waren, entpuppte sich als sehr interessant.

Ebenso wie die zahlreichen Wirtschaftsräume auf diesem Anwesen.

Und weil hier alles so schön parat lag, ließen Moritz und ich es uns nicht nehmen,

eine kleine Runde Cricket mit den Eiern zu spielen.


Danach ging es weiter zur Farm des Anwesens und die war toll. Ein richtig alter Bauernhof wie aus dem Bilderbuch mit teils freilaufenden Tieren (z.B. Gänsen) und allen möglichen historischen Tierhaltungseinrichtungen zum Besichtigen.


Nebendran war dann auch noch ein großer, kunstvoll gestalteter Garten (der darf nirgends fehlen) und ein großer Bereich mit Beeten, in denen wohl überwiegend Gewürze geerntet werden, die dann, wie wir vermuteten, verkauft werden und so auch zur Erhaltung der Gebäude beitragen. Auch das ist bei fast allen Anwesen des „National Trust“ zu beobachten.

Neben der Farm war noch ein kleiner, aber sehr wild umwachsener See angelegt dazu ein idyllisches Wäldchen.

Wir kamen überein, dass wir es auf diesem Anwesen problemlos aushalten könnten.   ;-)

Das konnten wir alles in Ruhe besichtigen, denn das Wetter hatte sich ein bisserl eingekriegt und man konnte es draußen aushalten.

Danach kamen wir überein, dass es erstmal reicht für heute wegen des Dreckswetters und machten uns auf den Weg zum nächsten Hotel, der mit einer weiteren Stunde Fahrzeit veranschlagt war. Unterwegs hatte dann sogar unsere Navi-App die Sprache wiedergefunden, weil wir rausfanden, was wir falsch gemacht hatten.  Und weil wir die Musik diesmal von Annett’s Handy hörten, kam die Tante Navi sogar über das bordeigene Audiosystem zu uns. Wow, Fortschritt.  :-D

Unterwegs hielten wir noch das eine und andere Mal, weil uns die Landschaft total flashte.

Da mussten einfach Fotostopps drin sein :-)

Problemlos kamen wir dann an unser Ziel, Aberystwyth, und da verschlug es uns die Sprache!

Schon als wir auf die Zielstraße einfuhren, waren wir baff. Eine Strandpromenade vom Feinsten, mit einem Blick auf’s Meer, dass uns, wie gesagt, die Worte fehlten. Unser Hotel lag haargenau an dieser Promenade und beim Betreten gab’s das nächste „oooh“.

Unten drin war ein richtig uriges Pub. Saucool.

Der Typ am Empfang war dann auch noch total nett und vor allem, super zu verstehen und so ging der Check-in schnell und wir kamen rasch auf unser Zimmer im zweiten Stock. Leider ohne Aufzug. Gar nicht so witzig, da zwei Koffer auf einmal hochzuschleifen….

Aber das Zimmer entschädigte für alles! Aus einem riesigen Fenster hatten wir ungehinderten Blick aufs Meer, einfach bombastisch!

Die Einrichtung war auch richtig schnucklig, so wie man es von den alten Seebädern her eben kennt. Volltreffer!

Wir ärgerten uns schon, dass wir hier nur eine Nacht gebucht hatten.

The Glengower Hotel, Aberyswyth, schlug allerdings auch mit 129.- Euro für eine Nacht incl Frühstück zu Buche.

Aber man gönnt sich ja sonst nix, und diese Unterkunft war für uns wirklich jeden Penny wert!

Dann machten wir uns natürlich noch auf den Weg, die Strandpromenade abzulaufen.

Dabei trafen wir auf Aberystwyth Castle. Die Ruine der alten Burg der Stadt. So kam ich doch noch zu meiner Ruine am heutigen Tag   :-) Die war dann auch toll angelegt und es machte richtig Spaß, die zu erkunden, obwohl der Wind so stark pfiff, dass Moritz sich dagegen lehnen konnte, ohne umzufallen. Der dicke Papa natürlich nicht.  :-D

Und immer dieser fantastische Ausblick! Hammer!

Ich hätte nie gedacht, dass mir Scheißwetter in einem Urlaub mal so egal sein könnte...


Auf dem Rückweg machten wir noch kurz halt in einer Zockerhöhle zum unvermeidlichen Wagner-Airhockeymatch.

Dad vs Son. 1:1 nach Spielen, verdammt der Knilch wird immer besser!

Zum Abendessen sollte es dann zum ersten Mal in diesem Urlaub was richtig englisches sein, Fish & Chips in einem Pub war unser Wunsch.

Und dieses Mal wurden wir auch nicht enttäuscht. Dieses malerische Örtchen hatte natürlich auch das zu bieten.

Wir enterten also ein Pub und saßen da erstmal doof rum, bis wir herausbekamen, dass es da nix zu essen gab, obwohl’s draußen dran stand. Da drin konnte man sich nur besaufen. Aber das, liebe Jungs, wär problemlos und sehr gut gegangen, war eine echt urige Pinte.

Wir wurden vom freundlichen Personal dann in das Restaurant nebenan verwiesen. Die zwei gehörten irgendwie zusammen und bekamen sogar noch einen Tisch. Das sollte sich später als nicht selbstverständlich rausstellen, denn die Bude wurde brechend voll.

Es war aber auch ein richtig schönes und vor allem uriges Restaurant, genau das, nachdem wir gesucht hatten.

Und das Essen war echt klasse, Moritz und Annett hatten sich Fish & Chips bestellt und ich einen Burger. Alles echt lecker. Dazu gab’s erstmals original englische Getränke, für Annett einen Cider und für mich ein englisches Bier, ein Lager namens Coors.

Sauguad, jetzt weiß ich, warum die Engländer so viel saufen.   ;-)

Und weil´s grad so gut schmeckte, gönnten wir uns auch noch einen Nachtisch!

Mhhhhh. lecker!

Danach ging’s pappsatt ab nach Hause, der geplante Absacker in unserem Hotelpub musste leider ausfallen, das Ding war brechend voll,

weil im Fernsehen das Freundschaftsspiel England gegen Deutschland lief.

So genossen wir noch die Aussicht von unserem Fenster, die wegen der nahen Straßenlaterne und der hereingebrochenen Flut und des Sturms immer noch der Wahnsinn war und ließen nebenbei auch das Fußballspiel laufen.


Lustig wurde es in der Halbzeitpause, als da plötzlich unser Loddar auftauchte.

Wir kringelten uns regelrecht vor Lachen, als wir ihm zuhörten.

Bei so vielen positiven Eindrücken konnten wir es auch verwinden,

dass unser derzeitiges Urlaubs-Nachbarland gegen Jogi’s Rumpelfüßler gewonnen hatte.

 

Die anschließende Nachtruhe sollte nicht allzu spät beginnen,

schließlich stand die Sommerzeit-Umstellung auch in Wales an und uns wurde eine Stunde geklaut.

 

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