Tag 10

Montag, 28. März 2016

Kaum zu glauben, den gesamten Urlaub sind wir alle recht früh wach geworden, aber heute hatten wir so richtig verschlafen!

Bäda war für den Weckruf verantwortlich. Moritz und ich hatten allerdings gestern abend seine Weckmelodie beanstandet. Seit neun Tagen riss uns „…57, 58, 59, 60….“ aus unseren Träumen. Hey, ich liebe unseren Löwensong wirklich, aber damit geweckt zu werden, packe ich überhaupt nicht, das verbreitet bei mir miese Stimmung. Einmal angesprochen, kam heraus, dass es Moritz genauso geht. Bäda hatte also ein Einsehen mit uns und wechselte das Wecklied auf „Bayern, des samma mia!“

Eigentlich vom Regen in die Traufe, da fehlt nur noch das schale Bier vom Vorabend neben dem Bett   ;-P

Ich wachte als erste auf und stand fast senkrecht im Bett: 10.15 Uhr! Eigentlich wollten wir um 9 Uhr aufstehen.

Ein großes Drama war es nicht, schließlich hatten wir Urlaub. Trotzdem huschten wir blitzschnell alle drei durch die Dusche.

Bäda stellte derweil fest, daß er durch den Wechsel der Melodie die Weckfunktion nicht aktiviert hatte. Pfffff...

Unser erstes Ziel am heutigen Tag sollte die Burg in Caernarfon sein. Kaum verließen wir das Hotel, begann der Regen. So ein Sch…!

Innerhalb von 20 Minuten Autofahrt standen wir vor den Toren von Caernarfon. Wir stiegen aus dem Auto und die letzten Regentropfen fielen herab, der Himmel riss auf, die Sonne kam Stück für Stück mehr heraus

und bescherte uns für unseren Burgbesuch schlußendlich ein traumhaftes Wetter.

Die 1283 von König Edward I als Symbol der englischen Herrschaft über die besiegten Waliser erbaute Burg beeindruckte schon von außen.

Sie gehört heute zum Cadw, somit war der Eintritt für uns frei. Innen war die Burg dann für uns der absolute Hit!

Eigentlich ist es nur noch eine Burgruine. Aber für ihr Alter ist sie noch erstaunlich gut erhalten.

Die Burg und die sie umgebende Stadt sollten damals die Hauptstadt des neuen, von englischen Fürsten regierten Wales werden und einen englischen Siedlungsschwerpunkt in der Region bilden, die bisher zum walisischen Kernland gehörte.

Eduard ließ Caernarfon etwa zur gleichen Zeit wie zwei seiner anderen Prunkbauten Harlech und Conwy errichten. Die Kosten für diese Demonstration von Macht waren beachtlich - gut 90 % des jährlichen Einkommens des Landes wurden für diese Bauarbeiten verwendet.

Er war ein wohlhabender Herrscher von hoher Bildung und wollte, dass dies auch jeder wusste. Schon klar, oder?

Symbolische Bedeutung erhielt die Burg durch die Geburt von Eduards Sohn Eduard, der wahrscheinlich 1284 in der Burg und damit in Wales geboren wurde. Der König erhob seinen Sohn 1301 zum ersten englischen Prince of Wales und bekräftigte damit seinen Anspruch auf die eroberten walisischen Fürstentümer.


Entgegen den Plänen von Edward I diente Caernarfon nie als Residenz der englischen Fürsten.

Eduards Sohn Eduard II. kehrte als Erwachsener nie nach Caernarfon zurück.

In der Mitte des 14. Jahrhunderts war die Burg zwar mit einer 36 Mann starken Garnison besetzt, diente ansonsten jedoch nur als Magazin für die anderen königlichen Burgen in Wales.

Im Gegensatz zu den meisten anderen walisischen Burgen wurde die Burg auch nach Ende der Rebellion

und nach den Rosenkriegen instand gehalten, erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts verfiel die Burg.

Die Burg war übrigens mit modernen Komforts wie Badezimmern, Toiletten und fließendem Wasser ausgestattet.

Kaum zu glauben, zu dieser Zeit!

Aus Repräsentationsgründen baute man bei der Caernarforn-Burg keine runden,

sondern insgesamt sieben große und zwei kleinere achteckige Türme.

 1908 wurde die Anlage in größerem Stil restauriert, weil dort erstmals die Zeremonie zur Ernennung zum Prince of Wales stattfinden sollte.

1969 gab es in der Burg zum zweiten mal diese festliche Zeremonie, als Prinz Charles diesen Titel erhielt. Die Fernsehaufnahmen dieses Festaktes kann man sich komplett in einem der Räume auf einem Fernseher anschauen. Dort sind sogar der Stuhl, auf dem Queen Elisabeth saß und der Hocker, auf dem Prinz Charles kniete, ausgestellt.

Die Engländer standen dort mit großen Augen davor, wir fanden´s ganz interessant,

aber der Rest der Burg fesselte uns mehr.

Man kann das komplette Gemäuer auf eigene Faust erkunden und so war kein Aufgang, kein Gang, keine Nische vor uns sicher.

Vor allem meine beiden Herren schauten wirklich in jedes Eck und erklommen jeden der einzelnen Türme!

Ich sah mir den ein oder anderen Turm nur von unten an, nachdem mir der erste, den wir hinauf kraxelten, etwas schwammige Beine bescherte. Die Wendeltreppen waren so steil, so eng und die Stufen so uneben. Dazu immer wieder die länglichen Öffnungen in der Mauer, die teils bis zum Boden hinabreichten. Ich bin einfach nicht mehr höhentauglich und dieses Gemäuer brachte mich echt an meine Grenzen,

obwohl es von außen gar nicht so wild ausschaut   ;-)


Ein Museum durfte da in den alten Gemäuern auch nicht fehlen.

Auf alle Fälle fanden wir diese Burg einfach nur atemberaubend!

Und so verbrachten wir Stunden auf Caernarfon.

Das Städtchen Caernarfon ist rund um die Burg gebaut und auch hübsch anzuschauen.

Mit fantastischen Eindrücken aus dem Mittelalter machten wir uns auf den Weg zum nächsten Ziel. Dies stand urpsrünglich gar nicht auf unserem Plan. Aber ich schaute am Vorabend mal wieder in die National Trust App und entdeckte dabei das Newydd House, dass in unmittelbarer Nähe der Burg lag und mit der Info versehen war, dass man von diesem Gelände auch einen wunderbaren Blick auf das Caernarfon Castle hätte. Somit steuerten wir dieses Haus an, ohne jegliche Erwartungen, eigentlich nur mit dem Wunsch,

noch einen Blick aus der Ferne aufs Castle zu erhaschen.

Der Parkplatz am Nywedd House war recht voll und wir rollten auf eine freie Stelle auf dem Rasen. Kaum standen wir, kam ein Angestellter und meinte zu uns total freundlich, dass wir bei dieser Stelle später Obacht geben sollten beim Hinausfahren. Durch den vielen Regen der letzten Tage war der Boden sehr aufgeweicht und matschig. In so einem freundlichen Ton hätte das daheim garantiert kein Parkwachtl zu uns gesagt! Bäda schaute kurz auf seiner Seite aus dem Auto und befand das auch zu schlammig und wollte sofort den Parkplatz wechseln. Der Mitarbeiter bekam das mit, eilte sofort wieder zu uns und schob uns gleich an der Motorhaube an! Was für ein Service! Und dann zeigte er uns noch einen freien Platz, wo der Boden besser war. Wir waren platt über so viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft!

Das Auto stand dann also endlich, wir aßen noch eine Kleinigkeit aus unserer Brotzeittüte und stapften anschließend Richtung Haus.

Als wir nach einer Kuppe den ersten Blick darauf werfen konnten, verschlug es uns mal wieder fast die Sprache!

Wow! Was für ein Haus in was für einer Lage! Das war einfach umwerfend!

Sorry, wenn bei uns dieses Mal einfach alles immer atemberaubend, umwerfend und phänomenal war, aber andere Worte fallen uns einfach nicht ein. Und schaut selbst, dieses Haus und das gesamte Anwesen waren einfach wieder atemberaubend!  :-)

Der ältere Teil des Hauses soll schon aus dem 14. Jahrundert stammen. Urkundlich gesichert ist, dass im 15. Jahrhundert die reiche Familie Griffith, die ihren Hauptsitz auf Penrhyn Castle hatte, welches wir uns auch noch anschauen wollten, Besitzer des Grundstücks waren.

Irgendwann übernahm die Familie Paget das gesamte Anwesen. Henry William Paget, ein späterer Nachkomme der Familie, war bei der Schlacht von Waterloo der zweite Mann hinter Wellington. Gegen Ende der Schlacht erlitt er so schwere Verletzungen, dass ihm sein rechtes Bein amputiert werden musste. Für diesen Einsatz wurde er zum Marquess of Anglesey erhoben.

Diese Geschichte wird in einigen Räumen genau dokumentiert und so ist auch seine Beinprothese ausgestellt.

Der 7. Marquess of Anglesey George (Henry) Paget machte Nywedd House in den 1930er Jahren zum einzigen Hauptsitz der Familie Paget und vermietete später seine Stallungen und einen Teil des Hauses als Marine-Ausbildungsstätte, die 1974 geschlossen wurde. Aus Kostengründen übergab der Marquess 1976 das 169 Hektar große Anwesen an den National Trust und bezog selbst nur noch das obere Stockwerk, in welchem er bis zu seinem Tod 2013 wohnte. Der Sohn des verstorbenen Marquess ist nun der 8. Marquess of Anglesey und besitzt mit seiner Familie bis heute noch weiterhin Wohnrechtt für das Obergeschoss. Alles sehr interessant.

In diesem Haus befand sich übrigens mein Lieblingsraum der kompletten Häuser, die wir die letzten Tage gesehen haben.

Es war das Damenschlafzimmer und dieses war einfach ein wunderschöner Mädchentraum in rosa! Love it!

Dieses Gebäude wurde bis weit in die 1980er Jahre bewohnt und da findet man dann doch noch mehr Bezug dazu.

Die Aussicht aus den verschieden Räumen war ein Traum mit dem breiten Fluß direkt vor der Nase.

Vor dem Haus erstreckte sich ein wunderschöner Garten mit eigener Schiffsanlegestelle.

Also alles, was man so braucht, war vorhanden ;-P

Bei der Größe dieses Anwesens durfte natürlich auch das eigene kleine Wäldchen nicht fehlen. Wobei "Wäldchen" wohl doch etwas untertrieben ist…. Wir liefen eine Runde, immer noch in der Hoffnung, dass es irgendwo eine Aussicht aufs Caernarfon Castle geben müsste.

Muß eine Mär sein, wir fanden keinen Hügel o.ä. , von wo aus man die Burg hätte sehen können.

War aber auch mittlerweile egal, weil wir so fasziniert von dem ganzen Anwesen waren. Das wäre unser Traum! :-D

Anschließend drehten wir noch eine Runde durch den Garten, aber da fehlten einfach noch die blühenden Blumen.

Außer ein paar Ausnahmen...   ;-)

Allein hier im Außenbereich hätte man locker einen kompletten Tag verbringen können. In jeder Ecke gab es etwas anderes zu entdecken wie z.B. das Baumhaus. Außerdem standen auf den Wiesen Picknicktische, die einige Familien nutzten. Einfach toll!

Und immer wieder diese grandiose Aussicht!

Wir kamen wieder am Herrenhaus an und es fiel uns fast ein wenig schwer,

uns von diesem tollen An- und Ausblick zu lösen...

Das frühere Hauptportal und die Wirtschaftshäuser waren nicht zu besichtigen.

Beim Hinausfahren aus unserer Parklücke blieben wir glücklicherweise nicht stecken, aber die Räder spritzten beim leichten Durchrollen so viel Schlamm hoch, dass unsere Scheibe komplett versaut war. Wir haben uns fast weggeschmissen vor Lachen!

Gut, dass genau dieses Mal keiner von uns erst nach dem Ausparken in den Wagen steigen wollte   :-D

Das Wetter war mittlerweile so traumhaft, dass es uns noch nicht ins Hotel zog. Die Sonnenstunden mussten ausgenutzt werden!

So machten wir uns noch auf den Weg nach Newborough, dort sollte es einen sehenswerten Leuchtturm geben und auf Leuchttürme fahre ich ja voll ab. Aber dort, wohin uns Frau Navi führte war weit und breit kein Meer zu sehen, demnach auch kein Leuchtturm.

Eine nette kleine Friedhofskapelle konnte uns da nicht wirklich erheitern...

So gaben wir einfach ins Ortungsgerät den nächsten Ort am Meer ein, den wir auf unserer Landkarte sahen.

Bis dahin fuhren wir dann aber gar nicht, weil wir vorher schon eine schöne Bucht entdeckten,

dort Halt machten und eine kleine Runde per Pedes drehten.

Trotz des Sonnenscheins blies auch heute wieder eine kräftige Brise.

Dürfen wir vorstellen? Unser zuverlässiger Fahruntersatz dieser Reise:

Wir hatten irgendwann genug, das den ganzen Tag Gesehene wollte schließlich noch verarbeitet werden   ;-)

und so war der nächste Weg der zu unserem nächsten Hotel. Dieses lag in Llandudno.

Die Fahrt dorthin war wunderbar!

Die Sonne schien auf die Berge des Snowdonia National Parks und bot uns eine herrliche Kulisse!

So verging die Fahrzeit wie im Flug!

Bevor wir unser neues Zimmer bezogen, stoppten wir noch kurz an einem großen Supermarkt. Unser Brotzeitangebot musste aufgestockt werden. Im Markt beschlossen wir spontan, heute nicht essen zu gehen und so fiel unser Einkauf etwas größer aus und es wanderten noch Salate und Desserts in den Einkaufswagen.

 Aber dann ab zum Hotel. Ich hatte uns ein Zimmer mit Sea View in einem Hotel direkt an der Promenade gebucht. Wir wussten also so grob, wo wir suchen mussten. Trotzdem fuhren wir die Straße zweimal auf und ab, bevor wir unser Hotel entdeckten. Es war so unscheinbar, dass man es leicht übersah. Der Eingangsbereich bot dasselbe Bild. Einladend schaut einfach anders aus! Mit unserem Zimmerschlüssel bewaffnet fuhren wir per Aufzug, so wie es uns von der Dame an der Rezeption geschildert wurde, in den dritten Stock. Und da standen wir dann und trauten unseren Augen nicht. Uns war Zimmer Nr. 304 zugeteilt worden, welches es aber dort nicht gab. Um uns rum 4 Zimmer, aber alle mit anderen Zimmernummern. Bäda noch mal runter und nachgefragt. Auf der Etage, wo wir standen, führte eine Treppe nach unten zu einer Feuertür. Durch diese mussten wir gehen und dann wieder eine Treppe hinauf und dort lagen noch einmal 4 Zimmer, auch die 304. Der Aufzug ist für diese Zimmer auf der Seite also mal fast nutzlos! Nach der ganzen Aktion folgte dann auch noch der ernüchternde Blick ins Zimmer.

Das war eindeutig das schlechteste, das wir bis jetzt hatten. Erstens roch es sehr muffig und zweitens stelle ich mir unter Sea View einfach etwas anderes vor, als dieses "Gefängnisfenster". Das war so weit oben, dass man einfach keinen Meerblick hatte, wenn man nicht unmittelbar vor dem Fenster stand. Dazu die abgewohnten Wände, der antike Teppichboden, kein Kühlschrank…. Pffffff, ausgerechnet hier blieben wir nun 3 Nächte!

Wir machten erst mal Brotzeit. Mit vollem Magen schaut die Welt meistens doch besser aus.

Kaum hatten wir unsere Leckereien auf dem Schreibtisch ausgebreitet, bekamen wir vor unserem Fenster Besuch.

Somit erkärte es sich von selbst, warum sich das Fenster nicht komplett öffnen ließ   ;-)

Bäda und ich drehten später noch eine Runde über die Promenade bis hin zum Pier und sondierten die Lage. Junior langte es für den Tag, er blieb lieber auf dem Zimmer, checkte den Wifi-Empfang und war somit die nächste Stunde beschäftigt.

Wenn das Zimmer auch nicht ganz unseren Wünschen entsprach, die Lage des Hotels tat es schon und holte einiges wieder raus.

Wir schlenderten über den Pier und konnten uns dabei bildhaft vorstellen, wie hier vor Jahrzehnten die Damen in langen Kleidern und die Herren mit Gehrock, Hut und Stock entlang flanierten. Uns gefiel er ausgesprochen gut, auch wenn an vielen Stellen ganz schön brutal der Zahn der Zeit nagt. Da müsste wirklich mal etwas investiert werden. Es wäre schade drum, wenn es nicht erhalten werden würde.

Aber hallo, den kennen wir doch! Der verrückte Hutmacher aus "Alice im Wunderland" stand hier auf der Promenade.

Das musste später im Zimmer unbedingt gegoogelt werden  ;-P

 Es war bereits finster als wir heimkehrten. Moritz hatte schon alles für unseren gemeinamen Fernsehabend vorbereitet.

Wir amüsierten uns noch einige Zeit mit der Modern Family, bevor wir uns ins Reich der Träume begaben.

 

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