Tag 2

Sonntag, 14. April 2024

Wir schwangen uns recht früh für unsere Verhältnisse aus dem Bett. Heute wollten wir die ehemalige Leprakolonie auf einer kleinen vorgelagerten Insel besuchen. Es hieß, dass es in dem kleinen Ort direkt davor, von wo die Fähren zum Übersetzen starten, immer recht schlecht aussehen würde mit Parkplätzen. Also beschlossen wir, unser Auto stehen zu lassen und zu Fuß dorthin zu laufen.

 Auf googlemaps war die Entfernung zum Nachbarort mit 4,8km angegeben. Also alles machbar.

Die Strecke war insgesamt gut zu laufen, fast auf dem gesamten Weg gab es Fußwege.

Zu Beginn unseres Fußmarsches ging es direkt am Meer entlang.

Mit der Meerbrise im Gesicht und der wunderbaren Aussicht aufs türkisblaue Meer  lief es sich total easy :-)

Wir kamen ja aus dem noch winterlichen München, aber auf Kreta grünte und blühte es bereits herrlich.

Hach, wie schön!

Auf diese vorgelagerte Insel wollten wir:

Als wir an der Bootsanlegestelle ankamen, war die Fähre kurz zuvor gerade zur Insel gestartet. Schlechtes Time-Management ;-P

Aber die Fähren fuhren halbstündlich. Wir kauften uns schon mal Tickets für die nächste Überfahrt.

8 Euro pro Person mussten wir berappen.

Die Zeit bis zu unserer Abfahrt überbrückten wir damit, uns etwas in dem Örtchen Plaka umzusehen.

Ein paar Häuser, ein Supermarkt, paar Restaurants und Souvenirshops sowei eine Kirche- das wars dann auch schon.

Wir kauften uns in einem der Shops paar Bananen und Kekse und fanden anschließend ein Sitzplätzchen direkt am Hafen

unter einem schattenspendenden Baum. So holten wir erst mal unser Frühstück nach.

Als wir dann auf der Mole bei der Fähre warteten und miteinander ratschten, sprach uns ein Grieche an.

Er erzählte uns, dass er jahrelang in Cottbus gelebt hatte und sich immer freue, wenn er Deutsche trifft, um mal wieder deutsch sprechen zu können.

Wir unterhielten uns über dies und das und Bäda fragte ihn schließlich, warum er denn nach Kreta zurückgegangen war.

Seine Antwort: "In Deutschland war alles so hektisch. Immer Stress, immer gleich fertig werden, immer auf die Uhr schauen. Jetzt hier in Griechenland ist alles viel langsamer. Was heute nicht geht, geht morgen. Niemand schaut auf die Uhr." :-D

Und dann ging´s auch schon los. Wir konnten auf die kleine Fähre, die nicht voll besetzt war.

Für die 8 Euro Überfahrt bekamen wir nicht viel geboten ;-P

Die Insel liegt so nah vor Plaka, dass wir sie in nicht einmal 10 Minuten erreichten.

Direkt am "Hafen" der Insel befand sich das Ticketbüro. Also der Eintritt auf die Insel ist nicht mit im Fährticket inkludiert!

So zahlten wir noch 20 Euro pro Person, um die Insel auf eigene Faust zu erkunden.

Allerdings hatten wir dazu nun den gesamten Tag Zeit. Wir mussten lediglich beachten, dass die letzte Fähre 17.00 Uhr ablegen würde.

Es war noch nicht einmal Mittag, also sollten wir das locker schaffen!

Die Venezianer errichteten im späten 16. Jahrhundert hier eine mächtige Festung, um den Hafen von Spinalonga zu schützen.

Anfang des 18. Jahrhunderts wurde die Burg dann den Osmanen überlassen 

und so zählte die Insel Ende des 19. Jahrhunderts über 1.100 muslimische Einwohner.

Interessantes Bauwerk, kaum Besucher, herrlichstes Wetter-

die zwei Wagmans waren happy :-)

Als Kreta seine Unabhängigkeit erlangte, mussten 1903 die Einwohner der Insel ihre Häuser und die Insel verlassen.

Der Grund dafür: auf der Insel wurde eine Leprakolonie errichtet. Lepra, eine hochansteckende Krankheit, galt zu dieser Zeit als unheilbar.

Leprakranke aus ganz Griechenland wurden dort zwangsweise untergebracht. Es lebten teils über 2000 Menschen auf dem Eiland.

Nach einer Krankheitsdiagnose gingen die Behörden sehr rigoros vor: Familien wurden erbarmungslos auseinandergerissen,

es verschwanden dann einfach die Mutter, die Tochter, der Vater oder der Bruder nach Spinalonga.

Für die meisten Infizierten gab es kein Zurück mehr aufs Festland ins normale Leben, sie blieben dort bis zu ihrem Tod.

Über 50 Jahre lang existierte die Leprakolonie.

Mit der Entdeckung des Penicillins wurde Lepra heilbar und die Kolonie wurde aufgelöst.

Erst im Jahr 1957 verließen die letzten Bewohner die Insel.

Nur der Priester verweilte noch weiter dort bis Anfang der 60er Jahre.

Die Ausgestossenen erschufen sich auf der Insel trotz ihrer Krankheit ein funktionierendes Dorf.

Sie renovierten die heruntergekommenen Häuser der Vertriebenen, erbauten eine Kirche und bauten Obst und Gemüse für die Selbstversorgung an.

Es wurden auch Nutztiere gehalten und innerhalb kürzester Zeit entstanden sogar kleine Geschäfte und eine Bäckerei.

Die Bewohner arbeiteten, gründeten Familien und heirateten auf der Insel.

In den 1930er Jahren wurde am Haupteingang zur Insel eine Desinfektionsröhre errichtet.

Auf dem unteren Bild kann man in der unteren Ecke ein Teil eine Desinfektionskessels für Kleidung sehen.

Damit durften dann endlich Besucher die Insel betreten und die Erkrankten konnten das erste Mal seit Jahren

Familienmitglieder und Freunde wiedersehen.

Spinalongo war eine der letzten Leprakolonien Europas.

Nach der Schliessung der Leprakolonie im Jahr 1957 begann die griechische Regierung, alle Beweise für ihre Existenz zu vernichten.

Und da Leprakranke meist ein Stigma in der Bevölkerung hatten, sprachen auch die Überlebenden nicht über das, was sie auf der Insel erlebt hatten.

Erst als ab den 70er Jahren der Touristenstrom zur Insel immer größer wurde, fand ein Umdenken statt.

Die Häuser, die mittlerweile Plünderungen und Vandalismus ausgesetzt waren, wurden nach und nach versucht, wieder aufzubauen.

Wir fanden die Geschichte der Insel sehr spannend.

Und dass wir das Gelände selbst erkunden konnten war für uns einfach nur genial.

Während auf der einen Seite noch viel von der alten Festung erhalten ist, stehen auf der anderen Seite die Häuser der Leprakolonie.

Im unteren Ring sind sie teils noch gut erhalten bzw wieder neu aufgebaut worden, dass es dort u.a. auch ein kleines Museum und einen Shop gab.

Wir stiegen langsam und allmählich immer höher. Umso weiter wir nach oben kamen, umso mehr wurden die Häuser zu Ruinen.

Teils standen nur noch Überreste der Fundamente da.

Aber uns machte es riesigen Spaß durch die Mauerreste nach oben zu klettern. Auch wenn es teils ganz schön anstrengend wurde.

Zumal die Sonne so richtig runterknallte und es kaum Schatten gab.

Schon ziemlich weit oben trafen wir auf eine Angestellte, die vor einem kleinen Häuschen stand.

Wir ratschten kurz mit ihr und erfuhren so, dass hier früher das Elektrizitätswerk von Spinalonga stand und die kleine Insel dadurch

Strom zur Verfügung hatte während der gegenüberliegende Ort Plaka auf Kreta noch stromlos war.

Wenigstens ein Goodie für die Bewohner damals, wenn sie schon so abgeschoben worden waren...

Um auf den oberen Teil der alten Festung zu kommen, musste ich mich teils ganz schön abmühen.

Irgendwie war ich zu klein, meine Beine zu kurz, um die hohen Stufen so einfach wie Bäda erklimmen zu können :-D

Oben angekommen wurden wir mit phänomenalen Aussichten belohnt.

Dafür hatte sich der ganze Schweiß doch mehr als gelohnt:

So langsam machten wir uns dann an den Abstieg. Wir wollten nicht erst mit dem letzten Boot zurückfahren.

Wir befürchteten, dass dieses dann restlos besetzt sein könnte, worauf wir keine Lust hatten.

Neben dem Hafen gab es noch eine Bar. Wir lechzten regelrecht nach einem kühlen Getränk.

Natürlich hatten wir ausreichend Wasser für uns dabeigehabt, aber die letzten Schlucke waren schon richtig warm bei dem Wetter.

Aber es war noch Vorsaison, die Bar noch nicht richtig bestückt. Wein gab es nicht, Ouzo gab es nicht.

Aber immerhin eisgekühltes Dosenbier für 7 Euro das Stück! Boah, ganz schön unverschämt der Preis!

Aaaaber, selbst schuld, dass wir es zahlten  ;-) 

Wir genossen das kühle Bier genauso wie endlich kurz die Füße hochlegen zu können.

War schon etwas anstrengeng gewesen, die Insel komplett zu entdecken. Zu unserem Glück war sie nicht gut besucht an dem Tag, wir sahen streckenweise keine weitere Seele neben oder vor uns. Wir hatten vorab gelesen, dass man 2,5h für den Besuch bekommen würde.

Uns wurde glücklicherweise keine Zeit vorgegeben, so dass wir in Ruhe alles besichtigen konnten. Und so hielten wir uns fast 5 Stunden dort auf.

Wie gesagt waren wir schon ziemlich platt nach der stundenlangen Kraxelei in der prallen Sonne,

aber nach der kurzen Bootsüberfahrt lag nun noch unser 1stündiger Fußmarsch zurück vor uns.

Uns kam dann die Idee, dass wir vielleicht den Weg etwas abkürzen könnten, wenn wir direkt unten am Meer entlangliefen.  :-D

War doch eigentlich vorauszusehen, dass das natürlich nicht ging! Der Strand endete, wir kamen an Klippen, kein Vorwärtskommen möglich.

Aber nachdem wir schon soviel gelaufen waren, wollten wir nun auch nicht den kompletten Weg wieder zurücklaufen.

Also machten wir uns dran, den vor uns liegenden Hang hinaufzuklettern. Das wurde nach kürzester Zeit immer beschwerlicher,

weil das Gebüsch immer dichter wurde. Umzukehren war für uns beide nach wie vor keine Option :-D

Oben auf Höhe der Straße angekommen, mussten wir "nur" noch eine Mauer überwinden. Die Mauer, die auf der Straßenseite nicht mal hüfthoch war,

war von der Meeresseite allerdings fast mannshoch. Nicht mal Bäda schaffte es, sich dort hochzuziehen. Also baute er sich ein Türmchen aus Steinen.

Von denen lagen schließlich genug rum. Brauche ich wohl nicht extra erzählen, dass das eine sehr wacklige Angelegenheit war! :-P

Uns liefen beiden vor Lachen schon die Tränen runter! Aber ich filmte die Szene noch mit dem Handy :-D

Irgendwann schaffte es Bäda, die Mauer zu überwinden. Nun sollte ich folgen. Er versuchte mich hochzuziehen, aber ich konnte ihn nicht unterstützen, weil ich erstens Angst hatte, auf seinen wackligen Steinturm zu steigen und mir zweitens vor lauter Lachen dann auch die Kraft fehlte,

mich hochzuziehen. So schlug ich mich weiter durch das dichte Gestrüpp bis ich eine Stelle fand, an der die Mauer etwas niedriger war

und dort mit Bädas Hilfe auch hinaufkam. Puh, geschafft! Mittlerweile hatte sich auch noch ein älteres Mütterchen oben zu Bäda gesellt,

die uns versuchte Tipps zu geben und sich unser Schauspiel ansah. :-D

Ich fand ja schon, dass wir ihr gute Unterhaltung lieferten...

Unser kleines Video stellten wir in unsere whatsapp-Familiengruppe. Die Antwort der Kids ließ nicht lange auf sich warten:

"Mein Gott, je oller umso doller, wenn wir das gemacht hätten..."  :-D

 

Endlich wieder in unserem Ort gelandet, hatten wir nun mächtig Kohldampf.

So sehr, dass wir gleich in einem Restaurant einkehrten ohne vorher nochmal in unser Appartment zu gehen, um uns frisch zu machen.

Eventuell hatten wir auch Bedenken, dass wir unser Zimmer sonst nicht noch einmal an dem Tag verlassen hätten :-D

Das Lokal hatte ich bereits im Vorfeld auf Grund seiner zahlreichen guten Bewertungen ausgesucht.

Wir bestellten uns eine große Meeresfrüchteplatte für 2 Personen.

Schon bei deren Anblick lief uns das Wasser im Mund zusammen!


Und sie dah niht nur gut aus, alles schmeckte uns vorzüglich! Dazu ein gutes Glas Wein und ein eisgekühlter Ouzo.

Nach der Anstrengung des Tages war es für uns der Himmel auf Erden!

Anschließlich bekamen wir noch einen Obstteller aufs Haus. Hmmm, lecker!

Wir gönnten uns auf diesen tollen gelungenen Tag auch noch ein zweites und drittes Glas Wein, sowie einen zweiten und dritten Ouzo ;-P

Das Essen war nicht ganz so günstig aber wirklich jeden Euro wert!

Danach sind wir nur noch in unser Appartment gewankt und todmüde und weinbeseelt ins Bett gefallen.

 

Hier geht´s weiter zu Tag 3: