Tag 3

Montag, 06. März 2023

by Annett

Was hatten wir gut geschlafen!

Es herrschten so milde Nachttemperaturen, traumhaft!

Um unser Auto entdeckten wir kleine Hufspuren.

Wir hatten uns in der Nacht also nicht getäuscht, wir hatten Besuch bekommen.

Traumhaft ging es am Morgen auch mit dem Wetter weiter.

Gegen 8 sind Bäda und ich aus unserem Zelt gekrochen, die Kinder schliefen etwas länger.

Dann duschten wir nacheinander und es gab ein kleines Frühstück.

Wir waren anschließend fast ein wenig überrascht, wie schnell wir fürs erste Mal unsere Zelte zusammengefaltet hatten.

Und ein bißchen traurig, dass wir diesen schönen Platz schon wieder verlassen mussten.

Hier hätten wir gern noch mehr Zeit gehabt, um noch ein wenig mehr in die Kalahari eintauchen zu können.

In der Praxis bemerkten wir nun, dass wir unsere Boxen noch nicht optimal gepackt hatten, also sortierten wir noch mal neu.

Wir sammelten Erfahrungswerte für die nächste Tour ;-)

Danach waren wir fertig, um die Weiterfahrt zur nächsten Station anzutreten.

Unglaublich glücklich:

Auf dem Gelände der Farm wurden wir noch von Perlhühnern verabschiedet,

welche übrigens ausschließlich in Afrika verbreitet sind.

Mal ein Blick auf die Straßenbeschaffenheit in der Kalahari:

Nach kurzer Zeit bogen wir wieder auf die asphaltierte B1 ein und sofort änderte sich das Landschaftsbild.

Auf der Nationalstraße gab es aller paar Kilometer immer wieder links und rechts der Straße Picknickplätze.

Fast alle mit Sitzmöglichkeit und schattenspendendem Baum.

Das einzige, was es niemals gab, war eine Toilette.

Wir nutzten einen der Plätze für eine kleine Rast und the european thing musste halt wieder herhalten  ;-)

Es gab eine kleine Brotzeit und kühle Getränke aus unserem hauseigenen Kühlschrank.

Und somit auch mal Gelegenheit, euch unser Auto in seiner vollen Pracht vorzustellen:

unser Toyota Hillux Expedition DC 4x4 2.8TD:

Zu dem gelben Seil vorn an der Stoßstange hatte Robbie übrigens gemeint:

"Das ist nur für die Optik, bitte nicht zum Abschleppen benutzen. Aber ihr könnt euch gern damit fesseln!"

:-D  Das war doch mal ein Tipp, falls es Familienärger geben sollte! :-D

Wir legten in Keetmanshoop einen Einkaufsstopp ein. Wir trauten der Fähigkeit unseres Kühlschranks noch nicht richtig und so hatten wir uns beim letzten Einkauf in Windhoek sehr zurückgehalten bei Verderblichem. Wir benötigten frisches Fleisch, Wurst und Gemüse fürs Abendessen. Keetmannshoop war laut unserem Kartenmaterial die einzige Stadt im größeren Umkreis mit Einkaufsmöglichkeiten.

Wir hielten gleich am ersten Supermarkt, aber bereits auf dem Parkplatz vor dem Geschäft fühlten wir uns nicht wirklich sicher.

Seeehr mulmige Angelegenheit. Ein paar bettelnde Jungs belagerten und bedrängten uns sofort.

Von allen Seiten fühlten wir uns beobachtet.

Da wir aber glaubten, es sei die einzige Einkaufsmöglichkeit gingen Bäda und ich rein. Stephanie blieb vorsichtshalber im Auto hinterm Lenkrad sitzen, Moritz leistete ihr Gesellschaft. Im Supermarkt wurde unser schlechtes Gefühl nicht besser.

Ständig schlichen die gleichen Gestalten um uns rum.

Die Auswahl war auch eher bescheiden, so entschieden wir, schnellstens zu zahlen und den Laden zu verlassen.

Draußen belagerten immer noch die Kids unser Auto. Wir machten kurz die Heckklappe auf, schmissen einfach alles rein und schauten,

dass wir wegkamen. Beim Wegfahren haben die Kids dann noch angedeutet, einen Einkaufswagen in unser Auto zu rammen.

Also nichts wie weg hier.

Ein Stück weiter im Ort fanden wir noch einen großen Spar. Allerdings hatten wir auch hier ein beklemmendes Gefühl.

Vor dem Laden stand einiges an Security Personal und hatte den Eingang und die parkenden Autos im Blick.

Leider fanden wir keinen freien Parkplatz in unmittelbarer Nähe, aber doch in Sichtweite der Security.

Aber auch hier wurden wir schon gleich nach dem Aussteigen angequatscht... Wir hielten uns an unsere Aufteilung von vorher.

Hier im Geschäft war das Angebot deutlich besser,

wir sammelten also unsere benötigten Sachen ein und waren relativ schnell wieder draußen.

Am Auto empfing uns bereits ein fliegender Verkäufer und ein kleiner Junge. Der eine wollte uns Messer (!) verkaufen, der andere bettelte.

Wir knallten unsere Einkaufstüten einfach nur ins Auto und schauten, dass wir den Ort schnell wieder verließen.

Unser grummeliges zur Vorsicht mahnendes Bauchgefühl behielt einfach die Oberhand. Ein sehr unguter Ort, laut Bäda ein "Räubernest". :-)

Wobei der Ort eigentlich teils hübsch anzuschauen war:

Nachdem wir den Ort dann hinter uns gelassen hatten, tauchten wir schnell wieder in die Einsamkeit der Steppe ein.

Wir wollten noch mal einen kleinen Stopp einlegen, um unsere Einkäufe richtig zu verstauen.

Vor Keetmanshoop kam gefühlt alle 5 km ein Rastplatz, jetzt gar keiner mehr :-(

Also fiel die Wahl auf den "Standstreifen", also die Fläche neben der Straße.

Beim Umpacken bemerkten wir schnell, dass wir ordentlich eingekauft hatten

und so waren alle zur Verfügung stehenden Behältnisse zum Kühlen von Lebensmitteln proppenvoll.

Aber wir hatten nun auch endlich kühlen Alkohol an Bord. :-)

In Namibia gibt es nämlich ein Alkoholverkaufsverbot ab Samstag mittag und den kompletten Sonntag.

Ab Samstag Nachmittag war es dann echt lustig im Supermarkt. Da werden dann die Wein- und Bierregale einfach abgesperrt.

Etwas später erreichten wir unser heutiges Ziel: die Alte Kalkofen Lodge.

Hier hieß es, das Tor selbst zu öffnen und wieder zu schließen.

Auch hier mussten wir wieder noch ein ganzes Stückchen weiterfahren, bis wir das Haupthaus mit der Rezeption erreichten.

Bäda und Stephanie liefen ins Haus, um uns anzumelden, ich inspizierte derweil etwas die Lage.

Also alles wie immer  :-P

Die Geschichte der Lodge führt zurück in die deutsche Kolonialzeit.

1907 kaufte der deutsche Georg Köttker das Grundstück von der deutschen Schutzgebietsverwaltung Südwestafrikas.

Er nannte die neu gegründete Farm Simplon, nach dem schweizerischen Ort, aus dem seine Frau, Frida Köttker-Müller, kam.

Auf der Simplon Farm und der benachbarten Farm Sandverhaar wurde damals für lange Zeit Kalk gebrannt.

Um Kalk zu brennen, brauchte man Kalkstein und Holz. Beides war auf Simplon und Sandverhaar reichlich vorhanden.

Der Kalkofen auf Sandverhaar wurde dazu bereits um 1895 und der jüngere auf Simplon von Georg Köttker 1906 errichtet.

Bei den beiden Kalköfen handelt es sich um die ältesten Kalkbrennöfen Namibias.

Der Kalkofen auf Simplon war bis 1972 in Betrieb.

Der gebrannte Kalk wurde erst mit Ochsenwagen und später per Zug von Simplon nach Lüderitz oder Keetmanshoop transportiert.

Viele der Mauern der verlassenen Stadt Kolmannskuppe wurden höchstwahrscheinlich mit dem Zement aus Simplon gebaut.

Einer der damaligen Ochsenwagen:

Eine eigene Bahnstation auf der Farm garantierte den Abtransport.

Bei den Farmgebäuden und der Bahnstation Simplon waren damals auch eine Autogarage und eine Tankstelle in Betrieb.

Letztere wurde vom heutigen Farmbesitzer als geschichtliches Relikt wieder aufgebaut:

Alles wirkte mit unheimlich viel Liebe zum Detail gepflegt.

Die heutige Alte Kalköfen Lodge, die ihren Namen nach den beiden alten noch vorhandenen Brennöfen

auf dem Gelände erhielt, liegt auf der damaligen Simplon-Farm.

Inmitten des Lodge Geländes stand noch eine kleine restaurierte Kapelle,

in der auch heute noch ab und an Trauungen durchgeführt werden.

Kleine eingerichtete Lese-Ecke:

Etwas abseits der Lodge-Gebäude lagen drei Camp Sites. Wir hatten die freie Auswahl.

Nachdem am gestrigen Tag wohl alle Stellplätze belegt gewesen waren, sollten wir heute die einzigen bleiben.

Wir entschieden uns für die Nummer 3, es war der hinterste Stellplatz.

Auch diese Camp Site war wieder richtig schön groß und zu jedem Stellplatz gehörte auch wieder ein eigenes Sanitärhäuschen.

Der Aufbau unserer beiden Dachzelte ging uns heute schon einiges schneller von der Hand als am gestrigen Tag.

Und wir hatten vor dem Aufstellen auch daran gedacht, dieses Mal die Zeltstangen unter der Matratze hervorzuziehen.

Wie gesagt, das würden wir kein zweites Mal vergessen ;-P

Das Sanitärhäuschen war aus Wellblech errichtet worden.

Über das Kruzifix über der Toilette amüsierten wir uns köstlich.

Ansonsten gab es paar echt schöne Details, wie z.B. der Toilettenpapierhalter aus zwei alten Blechtassen:

...oder das aus einer alten Emaille-Schüssel gefertigte Waschbecken.

Was für ein schönes Recycling!

Bäda und Stephanie erzählten, dass kurze Zeit später jemand kommen würde, um den "Donkey" anzuzünden.

Die beiden hatten nicht verstanden, was es mit dem "Esel" auf sich hatte :-D

Ich musste lachen und konnte die Sache aufklären. Durch das Lesen von zig Reiseberichten vorab wusste ich, dass mit Donkey hier in Namibia ein kleiner Ofen gemeint ist, mit dem man warmes Wasser zum Duschen erzeugte. Jetzt verstanden Bäda und Stephanie, warum der Besitzer gefragt hatte, ob wir den Donkey lieber heute abend oder morgen früh beheizt haben wollten. Wir sind alle "Morgenduscher", also sollten wir das Aufheizen auf den kommenden Morgen verschieben. Moritz erklärte sich sofort bereit, an die Rezeption zu laufen, um das Aufheizen verschieben zu lassen.

Klar war da ein Hintergedanke dabei ;-)  Man konnte sich an der Rezeption einen WLAN-Zugang erwerben.

Nach 1,5 Tagen offline spechtete er nach neuen Sportnachrichten :-D

Auf der Farm gab es einen Pool, von dem aus man einen herrlichen Blick auf die Umgebung hatte.

Bäda verabschiedete sich nach unserem Aufbau sofort dahin.

Stephanie und mir war das Wasser im Pool eindeutig zu trüb und zu kalt.

Wir beide erkundeten derweil lieber weiter das Gelände, es gab hier soviel zu entdecken!

So beherbergt die Alte Kalköfen Lodge auch eine riesige Sammlung der berühmten „Lebenden Steine“ –  die sogenannten Lithops.

Die Lodgebetreiber besitzen die einzige offizielle Lizenz, um diese überaus seltenen, geschützten Wüstenpflanzen zu sammeln.

Das Lithoparium konnten wir als Gäste jederzeit besuchen. Es gab unzählige Sorten anzuschauen.

Von Februar bis Mai kann man die kleinen Steine blühen sehen. Es war März- wir Glückspilze!


Ich fand, dass die meisten aussahen, als wenn sie einem die Zunge rausstrecken würden  :-D

Danach war bisserl Müßiggang angesagt: Faul in der Hängematte liegen und lesen.

Moritz hatte sich an der Rezeption den zeitlich begrenzten Internetzugang erworben. Um seine Zeit optimal auszunutzen,

hatte unser Cleverle sich von allen für ihn relevanten Nachrichten Screenshots angefertigt

und las diese nun in aller Ruhe auf unserem Platz.

Blick nach oben von der Hängematte aus. Da ging unsere Fantasie dann etwas mit uns durch.

Wir fanden, dass der vertrocknete Baum aussah wie ein Teufelsgeweih...  :-D

Dann wurde es Zeit, das Abendessen herzurichten.

Während Bäda den Grill anheizte, versuchte ich mich am Backen eine Brotes.

Unsere Campingausstattung enthielt unter anderem auch einen Potjie. Das ist ein gusseiserner Topf, mit dem man auf offenem Feuer kochen, braten und backen kann. Wir hatten uns aus dem Supermarkt Brotbackmischungen mitgenommen.

Die gab es allerdings nur in 1 Kilogramm-Packungen.

Erschien mir etwas zu viel für uns, also Mehl einfach halbiert. Auf der Packung stand, dass Trockenhefe bereits "inside" ist.

Ich war mir nicht sicher, was damit gemeint ist. Ist die Hefe nun schon direkt im Mehl drin? Oder nur in einem Tütchen in der Packung,

welches ich noch beimischen musste? Stephanie gefragt, sie war auch der Meinung, dass die Hefe bereits im Mehl untergemischt ist.

War irgendwie klar, dass es natürlich nicht so war!

Wir konnten wieder richtig auftischen, hatten ja gut eingekauft.

Es schmeckte uns vorzüglich und unser Mahl wurde wieder untermalt von einem traumhaften farbenfrohen Sonnenuntergang!

Und in der Ferne konnten wir schemenhaft erste Springböcke sehen.

Hach, war das schön!

Nach dem Abendessen gab es noch genügend Glut, um unser erstes Brot im Potjie zu backen.

Aufgegangen ist der Teig zwar keinen Millimeter (die Trockenhefe werden wir 100% in der Packung finden,

wenn wir die zweite Hälfte des Mehls verarbeiten werden), aber zum Wegwerfen war uns der Teig zu schade.

Deshalb versuchten wir es einfach...

Muss jetzt kurz ausholen:

Daheim gehen wir zu viert einmal im Monat in eine Brauerei zu einem Musik-Quiz, welches uns jedes Mal einen Riesenspaß bereitet.

Nach einem dieser Abende meinte Stephanie, dass jeder von uns doch für den Namibia-Urlaub ein eigenes Quiz erstellen könnte.

Wir amüsierten uns darüber, fanden es alle eigentlich eine coole Idee, aber verfolgten es irgendwie nicht weiter.

Zumindest drei von uns :-D

Irgendwann meinte dann Stephanie zu uns, dass sie ihr erstes Musik-Quiz fast fertig hätte!

W h a t ???

Oh Gott, sie hatte ihre Idee tatsächlich bare Münze genommen! Wir anderen kamen da ganz schön ins Schleudern

und die letzten Tage vorm Urlaub waren dadurch noch geprägt von Songs raussuchen, runterladen, Ideen entwickeln, puh!

Bäda bekam es auf Grund seiner Arbeitszeit zeitlich nicht mehr gebacken, aber Stephanie, Moritz und ich waren vorbereitet!

Jeder hatte sogar 3 Quiz auf die Beine gestellt!

Heute begannen wir nun mit dem ersten von Moritz.

Seines war teils ganz schön knifflig, aber wir hatten viel Spaß dabei! Die Zeit verging wie im Flug!

Dann war es Zeit für unser Brot. Naja, sagen wir lieber unseren Fladen :-D

War zwar nicht aufgegangen, aber es schmeckte richtig gut und so gab es noch einen kleinen Nachtsnack.

Lediglich der Boden war zu schwarz geworden, wir brauchten mehr Erfahrungswerte fürs Brot backen!

Ins Bett wollte noch keiner, also noch ein zweites Musik-Quiz. Stephanie wollte mit ihrem ersten loslegen.

Leider hatte das Runterladen ihrer Songs nicht richtig funktioniert. Musste also zurückgestellt werden.

Somit sprang ich mit meinem ersten Quiz ein. Jetzt ging es nur um die 80er Jahre, dabei steckte Bäda die Kids in die Tasche.  ;-P

Gegen 10 war dann Schluß und wir verkrochen uns in unsere Zelte.

Campingplatz:

Alte Kalkofen Lodge, Keetmanshoop

Camp Site mit eigenem Sanitätshäuschen 12.- Euro pro Person und Nacht

Hier geht´s weiter zu Tag 4: